Zur fristlosen Kündigung wegen heimlicher Aufnahme eines Personalgesprächs

LAG Hes­sen, Urteil vom 23.08.2017 – 6 Sa 137/17

Kündigung wegen heimlicher Aufnahme eines Personalgesprächs

Te­nor

Die Be­ru­fung des Klägers ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Frank­furt am Main vom 22. No­vem­ber 2016 – 18 Ca 4002/16 – wird kos­ten­pflich­tig zurück­ge­wie­sen.

Die Re­vi­si­on wird nicht zu­ge­las­sen.

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten über den Fort­be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses, die Ent­fer­nung von Ab­mah­nun­gen, die Wei­ter­beschäfti­gung des Klägers und die Er­tei­lung ei­nes Zwi­schen­zeug­nis­ses.

Der am xx. xx 19xx ge­bo­re­ne Kläger war bei der Be­klag­ten auf der Grund­la­ge des Ar­beits­ver­tra­ges vom 31. Mai 1990 (vgl. An­la­ge B 1 zur Kla­ge­er­wi­de­rung vom 22. Au­gust 2016, Bl. 59, 60 d.A.) seit dem 01. Ju­ni 1990 beschäftigt. Das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en rich­tet sich kraft ar­beits­ver­trag­li­cher In­be­zug­nah­me nach dem Re­gel­werk des Bun­des­an­ge­stell­ten­ta­rif­ver­tra­ges, das mit Wir­kung vom 01. Ok­to­ber 2005 durch das Re­gel­werk des TVöD – F (VKA) er­setzt wur­de. Der Kläger war zu­letzt in der Ab­tei­lung -Y1- als Z beschäftigt. Der Kläger war ein­grup­piert in die Ent­gelt­grup­pe E 09, Ent­gelt­stu­fe 5 des TVöD – F (VKA) und hat­te ei­nen mo­nat­li­chen Brut­to­ver­dienst von 3.872,45 €.

Der Kläger wur­de mit Schrei­ben vom 25. No­vem­ber 2015 (vgl. Bl. 10, 11 d.A. bzw. An­la­ge B 2 zum Kla­ge­er­wi­de­rungs­schrift­satz vom 22. Au­gust 2016, Bl. 61, 62 d.A.) ei­ne Ab­mah­nung er­teilt, da er in ei­ner E-Mail vom 23. No­vem­ber 2015, ge­rich­tet an den Vor­stands­vor­sit­zen­den der Be­klag­ten A, den Lei­ter der -Y- und die Lei­te­rin des -Y2-, Kol­le­gen als „Low-Per­for­mer-Bur­nout und fau­le Mistkäfer“ be­zeich­net hat­te. We­gen des In­halts wird auf die An­la­ge B 3 zum Kla­ge­er­wi­de­rungs­schrift­satz vom 22. Au­gust 2016, Bl. 63, 64 d.A., ver­wie­sen. Die Ab­mah­nung wur­de dem Kläger am 21. De­zem­ber 2015 vor­ge­legt; er ver­wei­ger­te die An­nah­me.

Des Wei­te­ren wur­de der Kläger münd­lich am 17. März 2016 we­gen ei­nes Vor­falls vom 20. Fe­bru­ar 2016 durch den Lei­ter Per­so­nal­ma­nage­ment -Y-, D, zwei­fach ab­ge­mahnt. Der Kläger soll am 20. Fe­bru­ar 2016 sei­ne Kol­le­gin­nen E und F als „fau­le Schwei­ne“ und „Low-Per­for­mer“ be­zeich­net ha­ben und E be­droht ha­ben, in­dem er die räum­li­che Dis­tanz der­art ver­rin­gert ha­be, dass er „Ge­sicht-zu-Ge­sicht“ ge­genüber E stand. Auf de­ren Fra­ge: „Willst du mir dro­hen?“ soll der Kläger mit „Ja“ ge­ant­wor­tet ha­ben. Auf­grund die­ses Vor­falls wur­de das Per­so­nal­gespräch am 17. März 2016 geführt. An die­sem Gespräch nahm be­sag­ter Lei­ter des Per­so­nal­ma­nage­ments -Y-, D, teil, wei­ter G, Lei­tung -Y3-, wei­ter C, Lei­tung -Y2-, wei­ter H, Per­so­nal­re­fe­ren­tin, und ein Be­triebs­rats­mit­glied. Auf­grund E-Mails des Klägers vom 30. Mai 2016 (vgl. An­la­ge B 6 zum Kla­ge­er­wi­de­rungs­schrift vom 22. Au­gust 2016, Bl. 80, 81 d.A.) er­hielt die Be­klag­te Kennt­nis da­von, dass der Kläger das Per­so­nal­gespräch mit sei­nem Smart­pho­ne auf­ge­nom­men hat. Die Be­klag­te lei­te­te dar­auf­hin das Kündi­gungs­ver­fah­ren ein un­ter Anhörung des bei ihr ge­bil­de­ten Be­triebs­ra­tes zur außer­or­dent­li­chen Kündi­gung mit so­for­ti­ger Wir­kung, hilfs­wei­se außer­or­dent­li­chen Kündi­gung mit so­zia­ler Aus­lauf­frist von sechs Mo­na­ten zum Quar­tals­en­de gemäß Schrei­ben vom 03. Ju­ni 2016 (vgl. An­la­ge B 4 zur Kla­ge­er­wi­de­rungs­schrift vom 22. Au­gust 2016, Bl. 65 ff. d.A.). Der Be­triebs­rat teil­te mit Schrei­ben vom 06. Ju­ni 2016 (vgl. die An­la­ge B 5 zur Kla­ge­er­wi­de­rungs­schrift vom 22. Au­gust 2016, Bl. 79 d.A.)mit, dass er zur be­ab­sich­tig­ten Kündi­gung kei­ne Stel­lung­nah­me ab­ge­ben wird. Dar­auf­hin sprach die Be­klag­te mit Schrei­ben vom 07. Ju­ni 2016 (Bl. 20, 21 d.A.) ei­ne außer­or­dent­li­che und frist­lo­se, hilfs­wei­se ei­ne außer­or­dent­li­che Kündi­gung mit ei­ner Aus­lau­f­rist von sechs Mo­na­ten zum Quar­tals­en­de aus. Das Kündi­gungs­schrei­ben ist dem Kläger am sel­ben Tag zu­ge­gan­gen. Hier­ge­gen wen­det sich der Kläger mit sei­ner am 14. Ju­ni 2016 beim Ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen und der Be­klag­ten am 29. Ju­ni 2016 zu­ge­stell­ten Kla­ge.

Das Ar­beits­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Es hat an­ge­nom­men, dass die Kündi­gung der Be­klag­ten vom 07. Ju­ni 2016 nach § 626 Abs. 1 BGB bzw. § 15 Abs. 3 S. 2 KSchG , der Kläger war als Be­wer­ber für die Be­triebs­rats­wahl vor­ge­schla­gen (vgl. An­la­ge K 7 zur Kla­ge­schrift vom 09. Ju­ni 2016, Bl. 24 d.A.), rechtmäßig ist und das Ar­beits­verhält­nis mit Zu­gang der Kündi­gungs­erklärung be­en­det hat. Der Kläger ha­be sei­ne ar­beits­ver­trag­li­che Rück­sicht­nah­me­pflicht ( § 241 Abs. 2 BGB ) durch die heim­li­che Auf­nah­me ei­nes zwi­schen ihm und sei­nen Vor­ge­setz­ten geführ­ten Per­so­nal­gesprächs er­heb­lich ver­letzt. Der heim­li­che Mit­schnitt ei­nes Per­so­nal­gesprächs sei grundsätz­lich ge­eig­net, ei­ne außer­or­dent­li­che Kündi­gung „an sich“ zu recht­fer­ti­gen. Das heim­li­che Mit­schnei­den des Gespräches durch den Kläger sei rechts­wid­rig, weil aus dem all­ge­mei­nen Persönlich­keits­recht auch das durch Art. 2 Abs. 1 i.V.m. Art. 1 Abs. 1 GG gewähr­leis­te­te Recht auf Wah­rung der Un­be­fan­gen­heit des ge­spro­che­nen Wor­tes folgt. Je­der­mann dürfe selbst und al­lein be­stim­men, wer sein Wort auf­neh­men soll so­wie ob und vor wem sei­ne auf ei­nen Tonträger auf­ge­nom­me­ne Stim­me wie­der ab­ge­spielt wer­den darf. Recht­fer­ti­gungs- oder Ent­schul­di­gungs­gründe ha­be der Kläger nicht sub­stan­ti­iert auf­ge­zeigt. An­ge­sichts der Schwe­re der Pflicht­ver­let­zun­gen sei ei­ne Hin­nah­me des Ver­hal­tens des Klägers durch die Be­klag­te aus­ge­schlos­sen. Die wei­ter ver­folg­ten Ansprüche des Klägers auf Ent­fer­nung er­teil­ter Ab­mah­nun­gen, Wei­ter­beschäfti­gung und Er­tei­lung ei­nes Zwi­schen­zeug­nis­ses hat das Ar­beits­ge­richt auf­grund der an­ge­nom­me­nen Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses ab­ge­wie­sen. We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des erst­in­stanz­li­chen Vor­brin­gens der Par­tei­en, der dort ge­stell­ten Anträge so­wie der Erwägun­gen des Ar­beits­ge­rich­tes im Ein­zel­nen wird auf die an­ge­grif­fe­ne Ent­schei­dung Be­zug ge­nom­men.

Ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts hat der Kläger in­ner­halb der zu Pro­to­koll der Be­ru­fungs­ver­hand­lung vom 23. Au­gust 2017 fest­ge­stell­ten und dort er­sicht­li­chen Fris­ten Be­ru­fung ein­ge­legt. Der Kläger rügt, dass Ar­beits­ge­richt ha­be nicht gewürdigt, dass – wie aus der Be­triebs­rats­anhörung er­sicht­lich – er noch am 30. Mai 2016 of­fen­bart ha­be, dass er die Au­dio-Auf­nah­me für nicht ver­bo­ten hielt. Erst durch ei­nen An­ruf bei sei­nem Pro­zess­be­vollmäch­tig­ten ha­be er von der Un­zulässig­keit sei­nes Tuns er­fah­ren und auf des­sen Rat die Auf­nah­me gelöscht. Ge­genüber der Be­klag­ten ha­be er sich mit E-Mail vom 30. Mai 2016 (vgl. An­la­ge 2 zur Be­triebs­rats­anhörung, Bl. 72 d.A. bzw. die An­la­ge BB2 zum Be­ru­fungs­be­gründungs­schrift­satz vom 10. April 2017, Bl. 225 d.A.) ent­schul­digt. Der Kläger rügt wei­ter, dass das Ar­beits­ge­richt die rechts­wid­ri­ge Su­s­pen­die­rung vom 24. Fe­bru­ar bis 11. März 2016 nicht gewürdigt ha­be. Schon am Tag sei­ner er­neu­ten Anhörung am 04. März 2016 sei durch Be­fra­gung ins­be­son­de­re auch von E und F aber auch auf­grund der Schil­de­rung von I (vgl. die An­la­ge BB3 zum Be­ru­fungs­be­gründungs­schrift­satz vom 10. April 2017, Bl- 226 d.A.) klar ge­we­sen, dass er die Kol­le­gin­nen nicht be­lei­digt und nicht be­droht ha­be. Hier ha­be die Be­klag­te ih­rer­seits zunächst, be­vor der Kläger ob­jek­tiv das Persönlich­keits­recht der Be­klag­ten­ver­tre­ter ver­letz­te, sein Persönlich­keits­recht ver­letzt, nämlich sein Recht auf tatsächli­che Beschäfti­gung. Auch die Nach­zah­lung der Vergütung sei je­den­falls bis En­de März 2016 nicht er­folgt. Der Kläger meint auch, mit­ent­schei­dend sei, ob die Be­klag­te am 17. März 2016 mit der Be­hand­lung, Be­wer­tung und Ins­ze­nie­rung des Vor­gangs/Vor­falls vom 20. Fe­bru­ar 2016, aus ei­ner Mücke ei­nen Ele­fan­ten ma­chen woll­te und dass es oh­ne die E-Mail vom 23. No­vem­ber 2015 nicht zu sei­ner Su­s­pen­die­rung ge­kom­men wäre.

Der Kläger be­an­tragt,

un­ter Abände­rung des Ur­teils des Ar­beits­ge­rich­tes Frank­furt am Main:

fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en durch die Kündi­gung der Be­klag­ten vom 07. Ju­ni 2016 nicht be­en­det wur­de.
Die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, ihn bis zum rechts­kräfti­gen Ab­schluss des Rechts­strei­tes tatsächlich als Z zu beschäfti­gen.
Die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, die Ab­mah­nung vom 25. No­vem­ber 2015 aus der Per­so­nal­ak­te des Klägers zu ent­fer­nen.
Die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, die Ab­mah­nun­gen vom 17. März 2016, der Kläger ha­be zwei Ar­beits­kol­le­gin­nen be­lei­digt und be­droht zurück­zu­neh­men.
Die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, die Ab­mah­nung vom 17. März 2016, der Kläger ha­be den Be­triebs­frie­den gestört, zurück­zu­neh­men.
Die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, dem Kläger ein qua­li­fi­zier­tes Ar­beits­zeug­nis – als Zwi­schen­zeug­nis – zu er­tei­len.
Die Be­klag­te be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Die Be­klag­te ver­tei­digt das an­ge­grif­fe­ne Ur­teil. Sie meint, die frist­lo­se Kündi­gung sei un­abhängig da­von ge­recht­fer­tigt, ob dem Kläger be­kannt ge­we­sen sei, dass ein heim­li­cher Mit­schnitt ei­nes Gespräches ver­bo­ten ist und ob die Be­klag­te ihn zu Recht oder zu Un­recht zeit­wei­se von der Ar­beits­leis­tung sus­pen­diert ha­be. Da­durch, dass die Kündi­gungs­schutz­kla­ge kei­nen Er­folg ha­ben kann, ent­fal­le das Rechts­schutz­bedürf­nis für die Ent­fer­nung von Schrift­ver­kehr und No­ti­zen aus der Per­so­nal­ak­te über ei­ne Ab­mah­nung. Ein An­spruch auf Rück­nah­me der Ab­mah­nung be­ste­he oh­ne­hin nicht. Die Be­klag­te hal­te ih­ren Vor­trag auf­recht, wo­nach der Kläger am 20. Fe­bru­ar 2016 sei­ne Ar­beits­kol­le­gin­nen E und F als „fau­le Schwei­ne“ und „Low-Per­for­mer“ be­zeich­net ha­be. Die Be­klag­te hal­te auch ih­ren Vor­trag auf­recht, wo­nach der Kläger die räum­li­che Dis­tanz zur Kol­le­gin E der­art ver­rin­ger­te – und nicht um­ge­kehrt die Kol­le­gin E zum Kläger -, dass er „Ge­sicht zu Ge­sicht“ ge­genüber der Kol­le­gin stand. Als die­se ihn frag­te „willst du mir dro­hen?“ ha­be der Kläger mit „Ja“ ge­ant­wor­tet. Die Be­klag­te hält auch die Ab­mah­nung vom 20. No­vem­ber 2015 für ge­recht­fer­tigt. In der E-Mail vom 23. No­vem­ber 2015 an den Vor­stands­vor­sit­zen­den, den da­ma­li­gen Ab­tei­lungs­lei­ter -Y- und an die Lei­te­rin -Y4- ha­be der Kläger ei­ne ge­sam­te Grup­pe von Ar­beit­neh­mern, nämlich die Ar­beit­neh­mer der Dis­po­si­ti­on, oh­ne sach­li­che Grund­la­ge als in­kom­pe­tent be­zeich­net. Er ha­be oh­ne tatsächli­che Grund­la­ge be­haup­tet, der Be­triebs­lei­ter wol­le nur für ein Fo­to von sich selbst ar­bei­ten. In der Ab­tei­lung wol­le er nicht ar­bei­ten. Der Kläger ha­be auch Mit­ar­bei­ter als „Low-Per­for­mer, Burn-out fau­le Mistkäfer“ be­zeich­net. Dies sei­en Ver­leum­dun­gen und Be­lei­di­gun­gen. Der Kläger könne nicht ernst­haft da­von aus­ge­hen, dass ein Ar­beit­ge­ber der­ar­ti­ges durch­ge­hen lässt. Dem Kläger sei be­wusst ge­we­sen, dass sein Ver­hal­ten ab­ge­mahnt wer­den wird. Der Kläger ha­be dies in der E-Mail selbst deut­lich ge­macht in­dem er schreibt „wenn ihr mich mor­gen er­wi­schen, Ab­mah­nung“.We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Be­ru­fungs­vor­brin­gens der Par­tei­en wird auf den vor­ge­tra­ge­nen In­halt der ge­wech­sel­ten Schriftsätze nebst An­la­gen und den übri­gen Ak­ten­in­halt Be­zug ge­nom­men.

Ent­schei­dungs­gründe

Die Be­ru­fung des Klägers ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Frank­furt am Main vom 22. No­vem­ber 2016 – 18 Ca 4002/16 – ist statt­haft ( §§ 8 Abs. 2 , 64 Abs. 1 und Abs. 2 lit. c ArbGG ). Sie ist form- und frist­ge­recht ein­ge­legt und ord­nungs­gemäß be­gründet wor­den ( § 66 Abs. 1 S. 1 ArbGG , § 64 Abs. 6 ArbGG i.V.m. § 517,519,520 ZPO) und da­mit ins­ge­samt zulässig.In der Sa­che ist die Be­ru­fung des Klägers je­doch un­be­gründet. Das Ar­beits­ge­richt hat die Kla­ge zu Recht ab­ge­wie­sen. Das Ar­beits­ge­richt hat da­bei zu Recht die Wirk­sam­keit der außer­or­dent­li­chen und frist­lo­sen Kündi­gung der Be­klag­ten vom 07. Ju­ni 2016 gemäß § 626 BGB fest­ge­stellt. Auf die Be­gründung des Ar­beits­ge­richts wird zunächst gem. § 69 Abs. 2 ArbGG ver­wie­sen. Aus­ge­hend von der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses hat das Ar­beits­ge­richt dann auch die Kla­ge im Übri­gen ab­ge­wie­sen. Ein An­spruch auf Ent­fer­nung bzw. auf Rück­nah­me von Ab­mah­nun­gen be­steht auf Grund der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses eben­so­we­nig wie ein Wei­ter­beschäfti­gungs­an­spruch und wie ein An­spruch auf Er­tei­lung ei­nes Zwi­schen­zeug­nis­ses.Der heim­li­che Mit­schnitt ei­nes Per­so­nal­gesprächs ist grundsätz­lich ge­eig­net, so­wohl ei­ne or­dent­li­che ver­hal­tens­be­ding­te als auch ei­ne außer­or­dent­li­che Kündi­gung „an sich“ zu­recht­fer­ti­gen. Da­bei kommt es nicht ent­schei­dend auf die straf­recht­li­che Würdi­gung an. Maßge­bend ist die mit die­sem Ver­hal­ten ver­bun­de­ne Ver­let­zung der dem Ar­beit­neh­mer nach § 241 Abs. 2 BGB ob­lie­gen­den Pflicht zur Rück­sicht­nah­me auf die be­rech­tig­ten In­ter­es­sen des Ar­beit­ge­bers. Das heim­li­che Mit­schnei­den des Gesprächs durch den Ar­beit­neh­mer ist rechts­wid­rig, weil aus dem all­ge­mei­nen Persönlich­keits­recht auch das durch Art. 2 Abs. 1 i.V.m. Art. 1 Abs. 2 GG gewähr­leis­te­te Recht auf die Wah­rung der Un­be­fan­gen­heit des ge­spro­che­nen Wor­tes folgt. Das Grund­recht aus Art. 2 Abs. 1 GG schützt auch Rechts­po­si­tio­nen, die für die Ent­fal­tung der Persönlich­keit not­wen­dig sind. Da­zu gehört in be­stimm­ten Gren­zen, eben­so wie das Recht am ei­ge­nen Bild, das Recht am ge­spro­che­nen Wort. Des­halb darf grundsätz­lich je­der­mann selbst und al­lein be­stim­men, wer sein Wort auf­neh­men soll so­wie ob und von wem sei­ne auf ei­nen Tonträger auf­ge­nom­me­ne Stim­me wie­der ab­ge­spielt wer­den darf. Das Grund­recht um­fasst die Be­fug­nis des Men­schen, selbst zu be­stim­men, ob sei­ne Wor­te ein­zig sei­nem Gesprächs­part­ner, ei­nem be­stimm­ten Kreis oder der Öffent­lich­keit zugäng­lich sein sol­len (vgl. wie hier LAG Rhein­land-Pfalz vom 03. Fe­bru­ar 2016 – 7 Sa 220/15 – ).Da der Kläger das 40. Le­bens­jahr voll­endet hat und mehr als 15 Jah­re bei der Be­klag­ten beschäftigt war, kann das Ar­beits­verhält­nis nur noch aus wich­ti­gem Grund gekündigt wer­den (vgl. § 34 Abs. 2 TVöD ). An­halts­punk­te dafür, dass der Kläger darüber hin­aus Son­derkündi­gungs­schutz nach § 15 Abs. 3 KSchG i.V.m. § 103 Be­trVG hat be­ste­hen nicht. Zwar war der Kläger Wahl­be­wer­ber für die in 2016 re­gelmäßig statt­fin­den­den Be­triebs­rats­wah­len. Es ist je­doch da­von aus­zu­ge­hen, dass An­fang Ju­ni 2016 das Wahl­er­geb­nis der in der Zeit vom 01. März bis 31. Mai 2016 statt­fin­den­den Be­triebs­rats­wah­len be­reits be­kannt­ge­ge­ben war. Die Rechtmäßig­keit der Kündi­gung der Be­klag­ten be­ur­teilt sich da­her nach § 626 BGB . Die für ei­ne außer­or­dent­li­che Kündi­gung an sich ge­eig­ne­te Pflicht­ver­let­zung des Klägers in der Form der heim­li­chen Auf­nah­me des Per­so­nal­gesprächs vom 17. März 2016 ist nicht im Streit. Recht­fer­ti­gungs­gründe für das Ver­hal­ten des Klägers sind nicht er­sicht­lich. Es kann im Wei­te­ren den Kläger auch nicht exkul­pie­ren, dass nach sei­ner Ein­las­sung ihm nicht be­kannt ge­we­sen ist, dass die heim­li­che Auf­nah­me ei­nes Per­so­nal­gespräches ver­bo­ten ist. Hier hätte der Kläger sich durch ei­nen An­ruf bei sei­nem Rechts­an­walt vor­her kun­dig ma­chen müssen. Wei­ter steht der Heim­lich­keit des Mit­schnitts des Per­so­nal­gespräches nicht ent­ge­gen, dass nach Ein­las­sung des Klägers sein Smart­pho­ne deut­lich sicht­bar in der Mit­te des Ti­sches an dem die Gesprächs­teil­neh­mer saßen lag. Die Heim­lich­keit der Auf­nah­me hätte der Kläger nur da­durch ver­mei­den können, dass er die Gesprächs­teil­neh­mer dar­auf hin­ge­wie­sen hätte, dass er die Au­dio-Funk­ti­on des Smart­pho­nes ak­ti­viert hat. Ei­ne Recht­fer­ti­gung für das Ver­hal­ten des Klägers folgt auch nicht aus der un­ter­stell­ten Rechts­wid­rig­keit sei­ner Su­s­pen­die­rung vor dem Per­so­nal­gespräch am 17. März 2016. Auch wenn die Be­klag­te da­mit das Persönlich­keits­recht des Klägers auf Beschäfti­gung und ih­re Lohn­zah­lungs­pflicht ver­letzt ha­ben soll­te, so be­stand doch zwi­schen die­sen Pflicht­wid­rig­kei­ten der Be­klag­ten und der heim­li­chen Auf­zeich­nung des Per­so­nal­gespräches vom 17. März 2016 kein Zu­sam­men­hang, d.h. der Kläger muss­te nicht zum Mit­tel der heim­li­chen Auf­zeich­nung des Per­so­nal­gespräches grei­fen, um die Be­klag­te zur Auf­he­bung der Su­s­pen­die­rung und Nach­zah­lung des Loh­nes zu be­we­gen. Sei­ne Rech­te in­so­weit hat der Kläger im Übri­gen mit an­walt­li­chen Schrei­ben vom 11. April 2016 ver­folgt, wo­bei es ihm im Hin­blick auf die Su­s­pen­die­rung vor al­lem um die Nach­zah­lung des Loh­nes ging.Zu Recht ist das Ar­beits­ge­richt im Wei­te­ren auch im Rah­men der In­ter­es­sen­abwägung zu dem Er­geb­nis ge­kom­men, dass trotz der lan­gen Be­triebs­zu­gehörig­keit des Klägers kei­ne po­si­ti­ve Pro­gno­se für das Ar­beits­verhält­nis ge­ge­ben wer­den kann. Das Ar­beits­verhält­nis ist nämlich nicht nur auf­grund der heim­li­chen Auf­nah­me des Per­so­nal­gesprächs am 17. März 2016 be­reits durch die E-Mail des Klägers un­ter an­de­rem an den Vor­stands­vor­sit­zen­den vom 23. No­vem­ber 2015 schwer be­las­tet. Die­se Be­las­tung wird nicht da­durch be­sei­tigt, dass nach An­sicht des Klägers die Be­klag­te ih­rer­seits sich ver­trags­wid­rig ver­hal­ten hat, in­dem sie den Kläger un­be­rech­tigt sus­pen­diert hat. Wie be­reits im Rah­men der Erörte­rung mögli­cher Recht­fer­ti­gungs­gründe für das Ver­hal­ten des Klägers aus­geführt be­steht zwi­schen der ge­ge­be­nen­falls un­be­rech­tig­ten Su­s­pen­die­rung des Klägers und den heim­li­chen Auf­nah­men des Per­so­nal­gesprächs durch ihn kein Zu­sam­men­hang. Der Kläger muss­te nicht im We­ge ei­ner Selbst­hil­fe heim­lich Per­so­nal­gespräche auf­zeich­nen um von der Be­klag­ten sei­ne Wei­ter­beschäfti­gung und die Nach­zah­lung des Loh­nes zu ver­lan­gen.

Der Kläger hat die Kos­ten sei­nes er­folg­los ein­ge­leg­ten Rechts­mit­tels nach § 97 Abs. 1 ZPO zu tra­gen.Ei­ne ge­setz­lich be­gründe­te Ver­an­las­sung zur Zu­las­sung der Re­vi­si­on be­steht nicht.

Dieser Beitrag wurde unter Arbeitsrecht abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.